Kinder- & Jugendlichen-Psychotherapie in herausfordernden Zeiten: Ängste und Stress bewältigen 

In den letzten Jahren haben viele Kinder und Jugendliche durch herausfordernde Zeiten wie die Corona-Pandemie, den Klimawandel oder den zunehmenden schulischen Druck erhebliche Veränderungen in ihrem Alltag erlebt. Diese Belastungen wirken sich auf ihr psychisches Wohlbefinden aus und führen oft zu Stress und Ängsten. Eltern, LehrerInnen und auch TherapeutInnen beobachten zunehmend, dass immer mehr junge Menschen Hilfe benötigen, um mit diesen Herausforderungen besser umgehen zu können.
Warum sind Kinder heute stärker belastet?
Kinder sind heute mehr denn je mit einer Vielzahl von Stressoren konfrontiert. Die Pandemie hat deutlich gezeigt, wie schnell Kinder von stabilen sozialen Strukturen isoliert werden können, wenn Schulen schließen und soziale Kontakte eingeschränkt werden. Doch auch unabhängig von solchen außergewöhnlichen Situationen gibt es zahlreiche Belastungen:

Akademischer und sozialer Druck: Der Druck in der Schule hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Leistungsanforderungen, Konkurrenzdenken und ständige Vergleiche über soziale Medien setzen viele Kinder und Jugendliche unter Stress.

Technologischer Wandel und soziale Medien: Schon in jungen Jahren kommen Kinder in Kontakt mit sozialen Medien, die oft unrealistische Schönheitsideale und Erfolgsbilder vermitteln. Cybermobbing und das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen, verstärken das Stresslevel zusätzlich.

Klimakrise und Zukunftsängste: Der Klimawandel und damit verbundene Berichte über Naturkatastrophen, Artensterben und eine unsichere Zukunft belasten viele Kinder. Die Angst vor einer ungewissen Zukunft kann überwältigend wirken.

Familiäre Belastungen: Auch familiäre Faktoren, wie Arbeitslosigkeit, finanzielle Schwierigkeiten oder die Trennung der Eltern, können großen Einfluss auf das emotionale Gleichgewicht eines Kindes haben.

Kinder reagieren oft anders auf Stress und Ängste als Erwachsene. Häufig äußern sich diese psychischen Belastungen nicht direkt, sondern durch Verhaltensänderungen. 

Eltern und LehrerInnen sollten aufmerksam sein, wenn Kinder:

  • sich zurückziehen und weniger Interesse an Aktivitäten zeigen, die ihnen sonst Spaß gemacht haben,
  • Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren oder ihre Leistungen in der Schule nachlassen,
  • aggressiv, gereizt oder schnell frustriert sind,
  • über körperliche Beschwerden wie Bauch- oder Kopfschmerzen klagen, ohne dass medizinische Ursachen vorliegen.

In vielen Fällen können Gespräche in der Familie oder mit Vertrauenspersonen helfen, mit Stress und Ängsten umzugehen. Wenn jedoch die Belastungen anhalten und das Wohlbefinden des Kindes erheblich beeinträchtigen, kann eine professionelle Unterstützung durch eine Kinderpsychotherapie sinnvoll sein.
KinderpsychotherapeutInnen bieten einen sicheren Raum, in dem Kinder über ihre Ängste sprechen und lernen können, mit ihnen umzugehen. In der Therapie werden verschiedene Methoden eingesetzt, die auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes abgestimmt sind, wie zum Beispiel:

Spieltherapie: Jüngere Kinder äußern ihre Gefühle oft nicht durch Worte, sondern durch ihr Verhalten im Spiel. In der Spieltherapie können sie durch kreatives Handeln und symbolisches Spiel ihre inneren Konflikte ausdrücken und bearbeiten. Es hilft ihnen ebenso dabei, negative Denkmuster zu erkennen und zu verändern. Sie lernen, ihre Ängste zu hinterfragen und Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln.

Achtsamkeitsübungen und Entspannungstechniken: Methoden wie Atemübungen, progressive Muskelentspannung oder Meditation können Kinder dabei unterstützen, ihren Stress zu reduzieren und sich wieder zu entspannen.

Eltern spielen eine entscheidende Rolle in der Unterstützung ihrer Kinder. Wichtig ist es, eine offene und verständnisvolle Kommunikation zu fördern. Eltern sollten sich bemühen, aufmerksam zuzuhören, ohne zu bewerten oder sofort Lösungen anzubieten. Das Verständnis dafür, dass Kinder in belastenden Zeiten mehr Zuwendung und Geduld benötigen, kann ihnen helfen, mit ihren Gefühlen besser umzugehen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Eltern auch auf ihre eigene Stressbewältigung achten. Kinder nehmen die Emotionen ihrer Eltern oft stark wahr und können durch deren Unsicherheit oder Anspannung zusätzlich belastet werden. Durch ein gutes Vorbild und eigene Stressbewältigungsstrategien zeigen Eltern ihren Kindern, wie man in schwierigen Situationen resilient bleibt.

Es ist normal, dass Kinder in herausfordernden Zeiten Ängste und Stress erleben. Wichtig ist jedoch, dass diese Gefühle nicht unbeachtet bleiben und frühzeitig angegangen werden. Eine Kinderpsychotherapie kann dabei unterstützen, dass Kinder ihre Ängste überwinden, Strategien zur Stressbewältigung entwickeln und langfristig zu selbstbewussten, emotional stabilen Menschen heranwachsen.
In einer Welt, die sich schnell verändert und hohe Anforderungen an junge Menschen stellt, ist es entscheidend, ihnen die richtigen Werkzeuge an die Hand zu geben, um mit Herausforderungen umzugehen. Denn nur wer sich innerlich stark fühlt, kann die äußeren Stürme erfolgreich bewältigen.

22.10.2024